Wollaton Hall ist ein Anwesen mit etwa 300 Hektar Park und Tiergarten in Nottingham, Mittelengland. Die Anlage hat ihren Ursprung in der Zeit von Königin Elisabeth I. Die Arbeit an der Anlage verfolgte drei Ziele.
Erstens waren zu Garten und Park eine historische Analyse über den Zeitraum von 500 Jahren zu erstellen und zweitens ein Entwicklungs- und Bewirtschaftungskonzept für die Zukunft aufzuzeigen. Anhand des Beispiels einer mehrfach überformten Parkanlage wurde drittens die Möglichkeit der Standardisierung in der Methodik der Aufarbeitung von historischen Gärten mit Planunterlagen verfolgt.
Die Geschichte der Anlage beginnt mit Henry Willoughbys (1451-1528) Einzäunung eines ersten Wildparks und dessen Erweiterung auf etwa 40,5 Hektar.
Nach 1580 baute Francis Willoughby (1547-1596) Wollaton Hall auf der Anhöhe des Wildparks mit weitem Blick in die Landschaft, was ungewöhnlich für diese Zeit in England war. Die Gestaltung erfolgt gemeinsam mit seinem Baumeister Robert Smythson (um 1534-1614) auf Grundlagen von architektonischen Musterbüchern, z. B. von Androuet du Cerceau. Die Geometrie des Gartens war vollständig mit der Geometrie des Hauses verbunden. Das Anwesen sollte Elisabeth I. einen königlichen Aufenthalt bei ihren Reisen bieten. Dies wird nachvollziehbar mit den Raumfolgen im Park, in den Gärten und im Palais deutlich. Unter mittelalterlichen Einfluss waren die Gärten mit Mauern geteilt und unter dem Fenster der vorgesehenen königlichen Gemächer war ein Knotengarten angelegt.
Vier Generationen später folgte eine komplexe Überformung, die von barocken Ideen um die Jahrhundertwende vom 17. zum 18. Jahrhundert beeinflusst war. Detailierte Gemälde zeigen einen Park im englischen Barock mit Parterres und strahlenförmigen Alleen, die von der Hall ausgehen.
Auch der Stil nach Lancelot Brown machte vor Wollaton in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht halt. Park und Garten wurden im Serpentine Stil mit umschließenden Baumgürtel, vergrößertem See und Rasenflächen, die direkt bis an das Palais heran reichen, überformt. Der Küchengarten wurde hinter große Mauern verbannt, fern ab von der Hall. Aber im Angesicht der enthusiastischen Pflanzungsprogramme für den englischen Schiffsbau wurden einige Alleen schnell wieder nachgepflanzt.
Um 1823 wurde der Garten von Wollaton Hall zu einem romantisch-viktorianischen Ort. Der landschaftliche Deer Park wurde mit einem Ha Ha vom exotischen Blumengarten mit gußeisernem Kamelienglashaus abgetrennt. Digby Wentworth Bayard Willoughby (1844-1922) und Godfrey Ernest Percival Willoughby (1847-1924) besaßen Wollaton, doch wohnten nicht mehr dort. Mit den Agrar-Ausstellungen von 1888 und 1915 zogen Veranstaltungen in den Park ein.
Nach Godfreys Tod wurde das Anwesen an die Stadt Nottingham verkauft. Ein Drittel des Parks wurde für den Siedlungsbau ausgeteilt. Als typische Nutzungserweiterung der Zeit wurde ein Golfplatz, der als eine „Perle des Golfsports der englischen Midlands“ bezeichnet wird, integriert. Das Palais wurde ein Naturkundemuseum, Wildpark und Garten zur öffentlichen Grünfläche, bewirtschaftet als Funktionsgrün einer Stadt.
Im Vergleich zu den mehr als 80 historischen Anlagen, die im Jahr 2011 auf der Britischen Insel besichtigt wurden, ist Wollaton Park mit seinem einmaligen historischen und architekturgeschichtlichen Wert die mit Abstand am schlechtesten bewirtschaftete Anlage. Ein auf ein Minimum reduziertes Gärtnerteam und zögerliches Engagement auf den Führungsebenen ermöglichen lediglich eine Verzögerung des weiteren Verfalls. Die Gestaltung von Angeboten zur Generierung von Einkommen, die Integration der Anwohner in die Bewirtschaftung und eine vorausschauende und sensible Bewirtschaftung könnten eine Chance für Wollaton Hall und Park sein.
Der Vorschlag für die weitere Bewirtschaftung zielt sowohl auf den Betrieb als auch auf die Gestaltung der Anlage ab. Dem Beispiel von Painshill Park aus den 1970ern und Chiswick House aus den 2000er Jahren folgend wird die Einrichtung einer gemeinnützigen Einzelstiftung mit der konzentrierten Bewirtschaftung vorgeschlagen. Da Teile der Anlage weiterhin als öffentlicher Park genutzt werden sollen, ist eine Beteiligung des städtischen Haushaltes insbesondere aus den Bereichen der gesellschaftlichen Gesundheitsvorsorge mit Mitteln abzusichern.
Inhaltsverzeichnisses und Planliste zum herunterladen als pdf-Datei
Eine Zusammenfassung ist im Buch “British Gardens – History, philosophy and design” von Tom Turner bei Routledge London/New York 2013 erschienen.