Sparoza – von einer Exkursion in ein griechisches Gartenmärchen.
Was macht man mit einem trockenen, kargen, steinigen Grundstück auf einem Hügel irgendwo in der Peripherie von Athen? Man baut ein Haus und legt einen Garten an.
So jedenfalls Mary Jaqueline Tyrwhitt (1905-1983), eine britischstämmige Stadtplanerin und Professorin, als sie sich im Jahr 1969 für Griechenland als Ruhesitz entschied. Von Ruhe keine Spur, die nächsten Jahre widmete sie unermüdlich und unerschrocken diesem außergewöhnlichen Fleckchen Erde in Sparoza, Paiania. Ihr Ziel: einen Garten zu erschaffen aus Pflanzen, die zurechtkommen mit den Herausforderungen am Standort, mit dem nährstoffarmen, flachgründigen Boden und den heiß-trockenen Sommern.
Entstanden sind Gartenszenerien, die beeindrucken. Unkonventionell, denn englische Rasenflächen und bunte Blumenrabatten sucht man hier vergebens. Stattdessen selbstbewusste Baumsolitäre, in deren lichten Schatten sich unbekannte Pflanzenschätze ausbreiten. Es sind einheimische Pflanzen, die hier, auf langen Natursteinterrassen inszeniert, zur Geltung kommen. Und es sind Gewächse aus Griechenlands „Partnerlandschaften“, aus klimatisch und geologisch ähnlich gelagerten Regionen von Südafrika, Kalifornien, Mexiko, Australien. Sie sind hart im Nehmen, genügsam, müssen ohne Bewässerung auskommen. Ihre Schönheit liegt in Struktur, Textur und in blühenden Überraschungseffekten, sobald Regen die trockene Erde verwöhnt.
Das Modell des Andersgärtnern hat Zukunft, die Anhängerschaft wächst stetig. Thyrwitts Experimentiergarten, mittlerweile im Eigentum des Athener Goulandris Natural History Museum und über Dekaden von Sally Razelou (1931-2021) weitergeführt, wurde 1994 zum Gründungsort und Sitz der Mediterranean Garden Society. Die gemeinnützige Gesellschaft mit weltweit vernetzten Mitgliedern leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet des Gärtnerns in sommertrockenen Klimazonen. Erfahrungen außerhalb des in Mittel- und Nordeuropa tradierten Gartenideals und gängiger Publikationen werden ausgetauscht, per Website, Gartenjournal, Onlinemeetings, Gartenexkursionen.
Für den Begriff des „waterwise gardening“ gibt es bislang keine Entsprechung im Deutschen. Es gab ja auch kaum Anlass dazu. Die vergangenen Jahre haben uns aber gelehrt, dass der weise Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser ausschlaggebend sein wird für oder gegen einen Garten. Und dazu gehört mehr denn je das Gärtnern mit den Standortbedingungen und die weise Auswahl von geeigneten Pflanzen.
In diesem Sinne: members welcome!
https://www.mediterraneangardensociety.org
Gärtnern unter achtsamer Wasserverwendung – das ist die einzige Perspektive, die uns in Zukunft bleiben wird. Für unsere harten, mitteldeutschen Winter wird aus der Pflanzenfülle von Sparoza nicht viel verwendbar sein, dies wäre auch zu einfach. Doch packen wir die Herausforderung an und seien wir mutig!