Die gestaltete Landschaft von einst Claremont Place, der kurze Lebensort von Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1790-1865) und Charlotte Augusta (1796-1817), ist ein außerordentliches Exemplar für die Entwicklung der englischen Landschaftsgestaltung zwischen 1710 und der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Der Ort repräsentiert Gartenexponate aller wichtigen Stilepochen dieser Zeit.
Dies beginnt mit dem Forest Stil, z.B. dem Amphitheater der Gestaltung von John Vanburgh (1664-1726) und Charles Bridgeman (1690-1738) in den 1710er Jahren. Es setzt sich fort mit Naturalisierungen von William Kent (1685-1748) in den 1730er und in den 40er Jahren mit der im Augusteiischen Stil geschwungenen Teichform, Inselpavillon sowie Grotte.
In den frühen 1770er Jahren ersetzte Lancelot Brown (1716-1783) das bestehende Haus durch einen Neubau – das einzige vollständig von ihm geplante Haus, das noch besteht – und überarbeitete die Gesamtfläche im Serpentin Stil. Mit einem Kamelienhaus und einem Mausoleum halten zwischen 1810 und 1830 abschließend noch Elemente des Gardenesque und Mixed Stil Einzug.
Leider ist Claremont Place auch ein Beispiel für die fatalen, rein funktionsorientierten Entwicklungen des 20.Jahrhundert. Der Park wurde in einzelne Flurstücke aufgeteilt. Der südliche und östliche Parkrand wurde zur Siedlungsbebauung verkauft. Das Claremont House und der überwiegende Teil des Parks sind in der Hand der Claremont Fan Court School. Lediglich 20ha, weniger als ein Drittel, werden vom National Trust als Clarmont Landscape Garden präsentiert.
National Trust ist für verbliebene Schlüsselelemente der Zeit von Vanbrugh/Bridgeman, Kent und des 19.Jahrhunderts verantwortlich. Von den weit greifenden Entwicklungen von Brown ist jedoch nur das geschliffene Ha-Ha zu sehen. Nach 1975 wurde die Anlage rekonstruiert und das etwa 200 Jahre lang mit Zedern verborgene Amphitheater freigelegt. Das was heute zu sehen ist, ist somit eine Mischung an Epochen mit Überschneidungen, die selbst für den interessierten Besucher unergründlich bleiben. Zum Beispiel befinden sich auf der Spitze des Amphitheaters noch die Fundamente des Mausoleums aus dem 19. Jahrhundert. Dieses hatte jedoch die Blickachse in der noch bestehenden Schneise von Nord-Ost, der dunkler Zedernhintergrund, nun wieder Amphitheater, fehlt dazu.
Leider schafft es der National Trust nicht, dem Besucher den Wert der Anlage durch die gewählte Form der Unterhaltung zu verdeutlichen. Die unterschiedlichen Beispiele der verschiedenen Epocheneinflüsse stehen plump aneinandergereiht. Der Besucher gelangt in den Park an einem Ort, an dem nie zuvor ein Eingang vorhanden war und wird so in eine gestaltete Landschaft an der falschen Stelle hineingestoßen. Die Dramaturgie dieser Landschaft, welche gerade von Kent inszeniert sein musste, wird vollständig verkannt. Dies ist nicht die einzige Anlage des National Trust, in der die ursprüngliche Gestaltung, Blickachsen, der richtige Zugang zur Anlage und Blickbeziehungen nicht ausreichend gewürdigt werden. Stourhead und Fountains Abbey weisen das gleiche Problem auf. Dies mag für den Besucher während seines „Great Day Out“ vorrangig uninteressant sein, jedoch wird die Chance, diesen Besucher mehr dafür zu interessieren und ihn für eine Anlage zu gewinnen, vergeben.
Aktuelle Bewirtschaftung
Auf der anderen Seite schützt die Eigentümerschaft durch den National Trust die Anlage für die Nutzung für eine großen Zahl von Besuchern, integriert Anwohner, die durch ihre freiwillige Tätigkeit am Ort über die Geschichte der Anlage und deren Erhalt lernen und dies in die Umgebung tragen. Um den Park zu erhalten sind der Schutz und die Bewahrung der überkommenen Substanz als Zeugnis für die Entwicklungen gerade im 18. Jahrhundert von äußerster Priorität. Aufgrund der nicht vorhandenen Blumenpflanzungen und der zeitlich geänderten Rasenmaht sind drei Gärtner mit Unterstützung von Freiwilligen für die Pflege der Anlage ausreichend. Ein spezielles Problem ist ein hoher Wildentenbestand und deren Exkrementebeseitigung mit einer speziellen Maschine.
Landschaftsarchitekt Kim Wilkie hat einen Bewirtschaftungsplan für die Schule in den vergangenen Jahren erarbeitet. Offensichtliche Synergien sollten dabei besser genutzt werden.